Jürg Halter 

      last update 27.12.2001


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Is this the end of Poetry Slam?, 2001 Schweizer sein, 2001  
     
     

BIOGRAFIE

Jürg Halter, geboren 1980 in Bern (Schweiz) ist Dichter, Prosaschreiber und Mitherausgeber und Redakteur der Schweizer Literatur- und Kunstzeitschrift 'art.21-zeitdruck'. Im März/April 2001 tourte er mit der All Star Slam Tour durch die Niederlande und am 20. Juni 2001 war er Teilnehmer am dritten Poetry International Poetry Slam in Rotterdam. Weiter war er im November 2001 'writer in residence' beim Literatuurfestival de Wintertuin in Arnheim/Nimwegen (NL).

Siehe auch www.google.com für mehr über Jürg Halter. Alle aktuellen Auftrittsdaten unter: www.art-21.ch/veranstaltungen


"Is this the end of Poetry Slam?"
Fragen nach dem 5. German International Poetry Slam in Hamburg

Vom 13.11.01-17.11.01 fand in Hamburg der 5. German International Poetry Slam statt.
Es nahmen fast 150 Teilnehmer (ich spreche nicht von Dichtern) aus zirka 25 Städten aus Deutschland, aus der Schweiz und aus Österreich teil. Zeit Fragen zu stellen, sage ich.
Die erste Frage, die ich nach dem Einzelfinale stellte, war: "Is this the end of poetry slam?".
Eine berechtigte Frage oder sollen an Poetry Slams keine künstlerischen Erwartungen gestellt werden? Ist ein Poetry Slam ein Plattform für Kunst oder nur eine Plattform? Was will Poetry Slam? Eine Plattform bieten und was sonst noch? Kunst? Warum beteiligen sich keine renommierten Dichter an Poetry Slams? Was ist die Definition von Poetry Slam? Sprache unter das Volk zu bringen? Warum ist Poetry Slam Literatur nicht modern? Gibt es zu Poetry Slam eine Alternative? (Lesen sie doch die Klassiker der Weltliteratur zum Vergleich).
Das einige Fragen für an Interessierte (weiter Informationen: www.nationalslam2001.de). Meine Definition von Poetry Slam (die zynische):
"Poetry Slam ist ein Wettkampf von Dilettanten für Dilettanten." Danke für ihr Interesse.

Jürg Halter (www.art-21.ch), Bern, 26.12.2001

SCHWEIZER SEIN

was ich will, ist Schweizer sein
und Schweizer bleiben

ihr, die glaubt, ihr seid der Schweiz
das Kinde nicht
seht hin zur Kuh am Berg
die euch nährt
und über deren Anblick sich der Fremde freut

Schweiz, du liebliches land
du hast die stolzesten Berge
die genausten Uhren
den gelochtesten Käse
die geheimsten Banken
die süsseste Schokolade
und doch hüllst du dich
ins weisse Tuch der Bescheidenheit

aber Berg und tal und trautes Heim
sind dir bald nicht mehr Heimat genug
ich sehe den Drang zur Welt
und die Welt,
die in dich zu dringen droht
oh, Schweiz, verhüte dich!

Schweiz, im Land wo die Äpfel, Birnen und Kirschen
immer sänftig lachend im Baum hangen
wo die Weintrauben locken
wo in den Schrebergärten, das Gemüse fröhlich treibt
wo grüne, saftige Matten an gedüngte Felder
und an die ersten Siedlungen der Stadt grenzen
hier ist das Leben, hier ist die Schweiz, meine Schweiz

wenn mich die Stadt schmerzt, trügt und ich beherzt
zu den erröteten Firnen der fernen Berge schmächtig blicke
weiss ich wie wieder wer ich bin, wo ich bin und was ich will

Unsere Uhren, unser Bier, unsere Alpen
unsere Japaner, unsere Enzians, unsere Grillplätze
unsere Vereine, unsere Schwulen, unsere Traditionen
unsere Flüsse, unsere Demonstrationen, unsere Seen

unsere Geschichte, unsere bepflanzten Verkehrsinseln
unsere vier Sprachen, unsere Asylanten, unsere Dichter
unsere Eingebürgerten, unsere Jugendlichen, unsere Banken
unsere Juden, unsere Arbeiter, unseren Himmel, unsere Musik

unsere Tunnels, unsere Zeitungen, unsere Grenzen
unsere Politik, unsere Vergangenheit, unsere Polizei
unsere Kinder, unsere Armee, unsere Schwinger
unser Nachtleben, unsere Nationalmannschaften

unsere Süchtigen, unsere Kritik, unsere Haschisch
unseren Wein, unsere Steuererklärungen, unsere Erotik
unsere Warenhausketten, unsere Lachsbrötchen, unsere Bauern
unser Frauenstimmrecht, unsere rasierapparate und Scheren

unsere Neutralität, unsere Altersheime, unsere Vergewaltigungen
unsere Gefängnisse, unsere kirche, unser meer, unsere Sauberkeit
unser Fleisch, unsere Buddhisten, unsere Sicherheit

dies all will ich mir einverleiben
und bis zum Tod und auch danach
da will ich Schweizer sein und Schweizer bleiben

© Jürg Halter, 2001

KONTAKT

Jürg Halter: halter@art-21.ch


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